Hand aufs Herz, wer erinnert sich an diese pädagogisch völlig widersinnigen Sportstundenphasen in denen Mannschaftskapitäne ihre Leute auswählten und wie sich das anfühlt, so als letzter zwangsweise aufgenommen zu werden (obwohl man vorher die blöde Deutschhausaufgabe zum Abschreiben rübergereicht und in Russisch vorgesagt hatte …) So ganz verlieren wir das nie, es gibt nur keiner gerne zu. Wir erwarten Dankbarkeit und wir erwarten Anerkennung, jeder tut das irgendwo mehr oder weniger und mehr oder weniger offensichtlich. Nur haben „die Anderen“ eben auch ihre Sichtweise. Klar hat die Hausaufgabe vielleicht die Deutschzensur gerettet, aber das hilft nichts im Sport – und da zählt gewinnen. Ist das fair? Darüber kann man streiten, aber wenn auswählen drauf steht, ist nun mal auswählen drin, auch wenn – natürlich – nicht nur die sportlichen Fähigkeiten eine Rolle spielte sondern ganz oft auch die Stimmungslage in der Klasse, die Stellung der Schüler in der Klasse und so weiter.
Politik ist auch nur das ganz normale Leben. Vielleicht ein bisschen öffentlicher. Parteien sind im Grunde sowas wie eine besonders buckelige Verwandtschaft, die man sich nur bedingt raussucht. Und manchmal sind Wahlvorbereitungen sowas wie das Mannschaftscasting in der Sportstunde. Egal welche Farbe das Trikot hat. Mancher rannte aufs Klo zum Heulen. Mancher brüllte, wie doof doch alle sind und ging zur Parallelklasse. Mancher rannte in die Umkleide und knallte die Tür. Sportlich nahmen es immer die, die auch in Erwägung gezogen hatten, nicht wie selbstverständlich die erste Wahl zu sein,
kommen in den besten Familien vor, manchmal endets im Rosenkrieg, manchmal fliegen nur die Teller – und manchmal trennen sich die Wege ohne Scherben. Bisschen wie im wahren Leben ist es auch in der Politik.